Lovescout24

Patchwork & Co.: So gelingen neue Familienkonstellationen

5. Nov. 2019

LoveScout24-Beziehungsexpertin Dr. Katharina Ohana erläutert, warum es so wichtig ist, die Bedürfnisse aller Beteiligten zu beachten

München, 5. November 2019 – „Wir sind halt zusammengeblieben“, lautet oft die Antwort auf die Frage, wie Oma und Opa ihre Ehekrisen gemeistert haben. Doch nicht immer ist Durchhalten eine Glücksformel – weder für die Beteiligten selbst, noch für ihr Umfeld. Längst sind Hochzeit und Kinder kein Grund mehr, um ewig zusammen zu bleiben. Und dann? Für viele folgt früher oder später ein Neuanfang. Allein beim Datingportal LoveScout24 geben 23 Prozent der Singles zwischen 18 und 39 Jahren an, dass sie bereits Kinder haben und zwischen 40 und 49 Jahren sind es sogar 55 Prozent. „Das Bedürfnis nach einer neuen Partnerschaft ist ganz natürlich, doch nicht selten findet man sich dann innerhalb kürzester Zeit in einem komplizierten Geflecht neuer, sozialer Beziehungen“, weiß Tiefenpsychologin Dr. Katharina Ohana. Die unterschiedlichsten Kombinationen aus Halb- und Stiefgeschwistern und mehreren sogenannten Bonusmüttern oder -vätern pro Patchwork-Familie sind durchaus Realität. Deshalb empfiehlt die Beziehungsexpertin des Datingportals LoveScout24 eine behutsame Vorgehendweise, in deren Zentrum das Wohl der Kinder steht:

  1. Das Kennenlernen: gemeinsame Aktivität planen

Die neue Partnerin oder der neue Partner sollte den Kindern erst vorgestellt werden, wenn man sich seiner Gefühle wirklich sicher ist. Für alle Beteiligten ist das eine Stress-Situation, das ist ganz normal. Deshalb ist es wichtig, dass die Kinder die Neue oder den Neuen an einem neutralen Ort kennen lernen. Am besten, man unternimmt etwas zusammen, vielleicht etwas, das die Kinder schon lange machen wollten. Bei einer Aktivität gerät die Anspannung in den Hintergrund. Das gilt auch, wenn bei einem Treffen die Kinder des anderen noch dazu kommen. Die Paar-Konstellation sollte dann unbedingt hintenangestellt werden. Mama und ihren neuen Freund gleich küssend und händchenhaltend zu erleben, kann ein zu großer Schock sein.

  1. Liebe verdoppeln, Vertrauen stärken

Der Verlauf der vorangegangenen Trennung entscheidet häufig darüber, wie die Kinder die neue Partnerin oder den neuen Partner annehmen können. Sind die Eltern ständig im Streit oder verharren in der Opferrolle, sind die inneren Konflikte der Kinder umso größer und sie übernehmen nicht selten die Verantwortung für den Elternteil, der ihnen schwächer erscheint. Dann ist es besonders wichtig, den Kindern zu versichern, dass sich die Liebe mit dem neuen Partner verdoppelt und nicht halbiert, ähnlich, wie wenn ein neues Geschwisterchen dazu kommt. Sie sollten die neue Partnerin oder den neuen Partner als Bereicherung erleben dürfen. Ist das Urvertrauen zu den Eltern stabil, können sie viel leichter Vertrauen zu einem neuen Familienmitglied aufbauen. War die Trennung hingegen schlimm, dauert dieser Prozess entsprechend länger.

  1. Zusammenziehen – nur mit dem Segen der Kinder

Ein Jahr sollte man mindestens warten, ehe man über ein Zusammenziehen nachdenkt. Und dann müssen alle Kinder jenseits des Kleinkindalters gefragt werden! Sind sie gegen den Einzug der neuen Liebe, ist dies tabu. Denn das Zuhause ist unser privatester Schutzraum und dieser muss gewahrt bleiben. Sind „nur“ die Kinder dagegen, die im Alltag beim anderen Elternteil leben, können Kompromisse gefunden werden.

  1. Patchwork: Die neue Rolle finden

Haben die Kinder ihr Okay für ein Patchwork-Leben gegeben, muss jeder seine Rolle finden. Obwohl die neue Partnerin oder der neue Partner nicht erziehungsberechtigt ist, hat sie oder er Vorbildfunktion und sollte sich dieser Verantwortung auch bewusst sein. Ebenso wie bei den leiblichen Eltern ist es wichtig, dass beide Partner an einem Strang ziehen und dem anderen vor den Kindern nicht in den Rücken fallen. Alte Familienregeln sollten bestehen bleiben, der leibliche Elternteil bleibt der Tonangebende für die Grenzsetzung und den Erziehungsstil. Kommen am Wochenende die Kinder des anderen dazu, sollte demokratisch besprochen werden, was unternommen wird. Oder: Der Reihe nach darf einer bestimmen, was auf den Kalender kommt. Wie auch immer die Konstellation letztlich aussieht – ob die Kinder beider Partner immer oder nur zweitweise zusammenwohnen oder ob ein weiteres Geschwisterchen dazu kommt: Die Kinder müssen immer gleichwertig behandelt werden.

  1. Schlechtes Gewissen: ein häufiger Begleiter

Das schlechte Gewissen schleicht sich oftmals bei getrennten Eltern ein, weil sie ihren Kindern durch die Trennung viel zugemutet haben, aber auch, wenn Kinder eifersüchtig auf die neue Partnerschaft sind. Idealerweise achten hier nicht nur die neuen Partner, sondern auch beide Elternteile immer und in erster Linie darauf, wie es den Kindern damit geht und sprechen Gefühle offen an. Je nach Wunsch der Kinder kann man auch eine schöne, exklusive Zeit ausschließlich mit den eigenen Kindern verbringen. Auf keinen Fall sollte man das schlechte Gewissen mit Konsum oder Nachgiebigkeit kompensieren. Ganz im Gegenteil: Gute, klare Regeln geben den Kindern gerade in so einer angespannten Familiensituation Halt und zeigen, dass man als Erwachsener damit umgehen kann. Alle beteiligten Erwachsene sollten sich dabei abstimmen und an die besprochenen Richtlinien halten.

  1. Ehrlich sein: Kommunikation sollte offen sein

Das Trennen und Zusammenfinden von Menschen ist ein Prozess, der immer mit Verunsicherungen einhergeht. Widersprüchliche Gefühle prallen aufeinander: Liebe und Hass, Eifersucht und Freude, Angst und Mitgefühl. Dies nebeneinander auszuhalten, erfordert eine reife Psyche mit gesunder Selbstkritik und einer objektiven Einschätzung der Lage. Wie schwer das vielen Erwachsenen fällt, zeigen die unzähligen Rosenkriege, die sich täglich ereignen und unter denen die Kinder immer am meisten leiden. Umso wichtiger ist es, mit den Kindern eine Atmosphäre zu schaffen, in der alle Gefühle erlaubt sind, in der man offen reden kann. Wenn Kinder das Gefühl bekommen, den Eltern auch in solch schwierigen Situationen vertrauen zu können, können sie dadurch lernen, wie man für alles Lösungen und Kompromisse finden kann. So können Kinder auch für ihr Leben gestärkt aus solchen schwierigen, neuen Familiensituationen hervorgehen.

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