LoveScout24-Expertenstatement
Alexa, Siri & Co: Sprachassistenten können Paarbeziehung nicht ersetzen / Missbrauch führt zu Sucht und Krankheit / Ohne echte soziale Kontakte keine reife, gesunde Psyche
München, 23. August 2017 – Sprachassistenten wie Alexa, Siri und Cortana eignen sich nicht als Ersatz für einsame Herzen, auch wenn das in aktuellen Diskussionen immer wieder behauptet wird. „Wer in Aussicht stellt, Alexa könnte einen Partner ersetzen oder Singles vor dem Gefühl des Alleinseins befreien, spielt mit den Hoffnungen der Menschen und weckt nicht nur unerfüllbare Erwartungen, sondern hat auch ein völlig falsches Menschenbild“, sagt Dr. Katharina Ohana, Beziehungsexpertin beim Datingportal LoveScout24 Ein glückliches Leben setzt gute vertrauensvolle soziale Beziehungen mit echten Menschen voraus. Wer Sprachassistenten als Surrogat für soziale Kontakte missbraucht, setzt sich zudem einem erhöhten Suchtrisiko aus. Dr. Ohana: „Man kann Liebe nicht bei Amazon einkaufen.“
Der Mensch sei evolutionsbiologisch klar auf soziale Kontakte ausgerichtet. Hierzu gehört laut Dr. Ohana eine vielfältige Kommunikation mit echten Menschen, da Körperlichkeit und Mimik unersetzbar für einen gehaltvollen Austausch seien. Von Sprachassistenten, Followern oder Likes sei hingegen keine echte Sympathie zu erwarten. „Gesunde menschliche Kommunikation ist um ein vielfaches komplexer. Zu glauben, man könne sein Sozialleben quasi mit Alexa & Co. abwickeln, zeugt oft von sozialen Schwierigkeiten.“ Statt einer starken Persönlichkeit und gesunder Beziehungen werde mit Sprachassistenten infantiles Verhalten gefördert. Dr. Ohana: „Die Maschine soll für mein Glück sorgen, sie ist nur für mich da, ich muss ihr nichts zurückgeben, von ihr bekomme ich endlich die Bestätigung und Zuwendung, die mir das echte Leben verweigert.“
Alexa macht Liebe zur Kulisse
Echte Kommunikation setzt hingegen menschliche Lebenserfahrung, eine menschliche Biographie voraus. „Nach unserer Geburt verknüpfen sich unsere Gehirnzellen erst durch die körperliche soziale Interaktion mit unseren Eltern, durch ihre Liebe werden wir zu lebensfähigen Menschen. Und ein Leben lang brauchen wir den liebevollen, partnerschaftlichen Austausch, ein echtes, gefühltes gegenseitiges Verständnis und Vertrauen – das kann eine Maschine niemals leisten“, so Dr. Ohana. „Man kann Liebe nicht als Illusion leben.“
Wer seine Kommunikation auf Roboter ausrichtet, versucht, zwischenmenschlichen Konflikten auszuweichen, die er schlecht lösen kann. „Es hilft aber nichts, sich mit einer künstlichen Sympathie kurzzeitig vorzumachen, da wäre jemand, den mein eigener innerer Zustand wirklich interessiert“, sagt Dr. Ohana. „So begibt man sich in eine narzistische Scheinwelt, in der alles auf die eigenen Bedürfnisse ausgerichtet ist, man allen Konflikten mit den Ansprüchen und Bedürfnissen der anderen aus dem Weg gehen kann.“ Eine gesunde beziehungsfähige Persönlichkeit wachse hingegen nur durch ein ständiges beidseitiges Geben und Nehmen und gelöste Konflikte. „Was uns selbst allzu schnell Befriedigung verschafft, beinhaltet immer eine hohe Suchtgefahr.“
Sprachassistenten bergen Suchtrisiko
Genau hier liegt aus der Sicht der LoveScout24-Expertin eine der größten Gefahren, die ein vermenschlichter Sprachassistent birgt, der die Illusion vom Gemeinschaft erzeugt. Statt mit echtem zwischenmenschlichen Austausch tiefe Bindung zu erzeugen, wird schnelle Zuwendung auf Knopfdruck oft zu einer Art Droge – und führt auf Dauer zu Abhängigkeit und einem Gefühl der inneren Leere. Bei Kindern und Jugendlichen wurden schon Suchtverhalten und psychische Probleme durch diese Pseudo-Bestätigung und Pseudo-Verbundenheit durch soziale Netzwerke nachgewiesen. Dazu kommen all die perfekten Bilder von schönen, glücklichen Menschen, an denen man sich ständig mit seinem Selbstbild misst. Dr. Ohana: „Wir sollten die neue Technik deshalb als das nutzen, was sie ist: Ein Werkzeug, um die Temperatur der Heizung zu regulieren, uns ein Taxi zu bestellen oder um einfach neue Staubsaugerbeutel zu ordern. Aber nicht als Ersatz für soziale Gemeinschaft oder eine partnerschaftliche Beziehung. Das kann sie nicht. Da wird sie sogar gefährlich. Denn wir sind keine Bio-Maschinen, deren Gefühlsleben mit Bits und Bytes gefüttert oder umprogrammiert werden kann.“
Für Dr. Ohana sind die Heilsversprechen, die mit den neuen Sprachassistenten verbunden sind, Beispiele für irregeleitete Technikgläubigkeit. „Da das echte Sozialleben für uns überlebenswichtig ist, sollten wir uns nicht zu sehr in die Abhängigkeit der Technik begeben. Ein Stromausfall könnte uns in eine ernsthafte Krise stürzen.“
Dr. Katharina Ohana ist Beziehungsexpertin bei das Datingportal LoveScout24. Die Psychoanalytikerin, Sozial-Philosophin und Autorin forscht seit über 25 Jahren zum Thema Willensfreiheit und Selbstbestimmung.