Beziehungsfähigkeit
LoveScout24-Psychologin Dr. Katharina Ohana über den beziehungsfähigen Menschen: so sucht er, so datet er, so liebt er
München, 13. Juli 2017 – Flirten, Daten, Liebe und Sex: dieser Themenkomplex ist überladen mit Klischees, Mythen, Vorurteilen, Wünschen und Erwartungen. „Love-Stories à la Bridget Jones oder Shades of Grey tragen dazu bei, dass wir häufig an ein Idealbild glauben, das mit der Realität und gesundem, nachhaltigem Glück wenig zu tun hat“, so Dr. Katharina Ohana, Beziehungsexpertin bei LoveScout24, einem deutschen Datingportal, bei dem sich bereits über eine Millionen Erfolgspaare kennengelernt haben, beim heutigen Pressegespräch in München. Die Partnersuche ist also zunehmend „eingeklemmt“ zwischen unseren individuellen Erfahrungen und einem sehr kommerziellen, offiziellen Idealbild. Ob es uns gelingt, eine glückliche Partnerschaft zu führen, hängt von unserem inneren Reifegrad ab – unserer Beziehungsfähigkeit.
Erste Bezugspersonen prägen grundlegend
„Wie wir lieben, lernen wir in unserer Kindheit“, so Ohana. Unsere ersten Beziehungen sind prägend und entscheiden, ob wir auf Anhieb beziehungsfähig sind oder uns das später erst erarbeiten müssen. „Wer als Kind um seiner selbst willen geliebt wurde, den eigenen Selbstwert in der Liebe der Eltern gesund gelernt hat und in ausgewogener Weise von seinen Eltern Anerkennung und Zuwendung erfahren hat, wird sehr wahrscheinlich später gute Beziehungen führen. Scheitern Beziehungen allerdings immer wieder, kann man davon ausgehen, dass mit der Liebe der Eltern, die unsere Selbststrukturen bildet, etwas schiefgelaufen ist.“
Immer häufiger bekommen Kinder heute von ihren Eltern vermittelt, sie seien etwas ganz Besonderes, außergewöhnliche Genies. Dafür sollen sie entsprechende Leistung bringen, dürfen aber auch das Beste erwarten. Ohana: „Das überhöht nicht nur das eigene Selbstbild, sondern vermittelt auch einen enormen Leistungsdruck und Unsicherheit. Übertragen wird dieses am äußeren Erfolg gemessene Selbst- und Weltbild auf unsere späteren Beziehungen, wird diese ‚falsch gelernte Liebe‘, die immer nur an besondere Bestleistung geknüpft ist, zu einer ‚marktwirtschaftlichen Strategie fürs Glück‘.“ Oder umgekehrt: „Wer zu wenig ‚gesunde Liebe um seiner selbst willen‘ erfährt, wird später häufig von Wiedergutmachungsphantasien geleitet: Der Partner soll endlich alles gut werden lassen, soll der bessere Papa, die bessere Mama sein, der/die einen bedingungslos liebt. Doch leider haben wir als Erwachsene kein Recht mehr auf so eine Rundumversorgung. Wir dürfen andere nicht für unsere infantilen Sehnsüchte und Wunden missbrauchen. Hier sind die ungesunden Erwartungen zu finden.“
Was ist eigentlich „normal“?
Um einen Menschen als „normal“ bzw. „gesund“ zu beschreiben, sind die Reife- oder Unreifegrade seiner Selbststrukturen relevant. „Wir werden als sogenannte ‚infantile Narzissten‘ geboren“, erklärt die Beziehungsexpertin. „Dann lernen wir im Normalfall nach und nach, über das Verhalten unserer Eltern, ihre Zuwendung und Versorgung, dass wir uns an die Regeln der überlebenswichtigen Gruppe anpassen müssen. Wir brauchen Regeln und Grenzen, um ein Gruppen- und Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln, Stabilität und Sicherheit. Wir lernen, wer wir sind, wie wir uns und andere bewerten, was wir können (müssen), ob wir dazugehören, welchen Status wir haben – oder auch, wo wir versagen und wie schlimm das ist. Wir lernen unsere Bedürfnisse mit denen der anderen zu vereinbaren – oder auch nicht. Beziehungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und unsere Selbststrukturen (Selbstbild, Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein) stehen hier im Mittelpunkt.“
Wir haben die Möglichkeit zur freien Selbstbestimmung
Bei all den Diskussionen um unsere Beziehungsfähigkeit bleibt häufig der Blick auf eine entscheidende Tatsache verstellt: Mindestens 50 % der Beziehungen/Ehen halten. Und: „Es sind die glücklichsten Beziehungen, die die Menschheit je hatte“, so Ohana. Befreit von Versorgungszwängen, Frauenabwertung, gesellschafts-hierarchischen Zwängen, christlichen Normen und sexueller Unterdrückung können wir heute, mehr denn je, zusammenleben, wie wir wollen und fühlen. Wir haben also heute die Möglichkeit, selbstbestimmt glücklich zu werden.
Werte-Studie: Vorstellungen sind gesund
LoveScout24 hat über das Meinungsforschungsinstitut GfK* untersucht, wie weit die Vorstellungen und Beschreibungen von festen Beziehungen gesund sind – oder erste Abweichungen aufzeigen. Das Ergebnis: „Das Bild von der Wunschbeziehung bzw. was uns an Beziehungen wichtig oder unwichtig ist, ist erstaunlich gesund“, so Ohana. Die inneren Werte/Eigenschaften, die eine Beziehung stabil und tragfähig machen (Ehrlichkeit, Vertrauen, Treue, Humor, Mitgefühl), stehen an oberster Stelle. Schicke „Lifestyle-Attitüden“ (Sportlichkeit, Kreativität, Weltgewandtheit) sind an den letzten Positionen – und das bei beiden Geschlechtern.
Die Vorstellungen sind also „gesund“, ein besseres (Über-)Leben ist von Vertrauen und Zusammenhalt bestimmt. Allein: Es hapert manchmal an der Umsetzung. Was wir uns vorstellen und was wir erwarten, macht den Unterschied. Plötzlich muss der, mit dem wir Vertrauen und Zweisamkeit leben wollen, seltsamer Weise äußerliche Merkmale erfüllen, die wenig mit seiner Charakterstärke zu tun haben, manchmal dieser sogar widersprechen.
Doch wie erkennen wir das nun im gelebten Alltag, wer gesunde Erwartungen hat, beziehungsfähig ist – und wer nicht? Dr. Katharina Ohana hat beziehungs-relevante Themen unter die Lupe genommen und macht anhand unserer Erwartungen deutlich, was „unreife“ oder „reife/gesunde“ Denkmuster sind, wie Beziehungsfähigkeit und Unreife anschaulich werden (hierbei liegen Daten und wissenschaftliche Abhandlungen von Paartherapeuten zugrunde). Dabei sollen „gesund“ und „unreif“ nicht als Verurteilung dienen, sondern zur begrifflichen Beschreibung der Realität. Vier Beispiele aus dem Dating-Alltag:
Der beziehungs(un)fähige Mensch – so sucht er, so datet er, so liebt er
Erwartungen – Unreif: Ich habe hohe Ansprüche, denn ich habe meinen Marktwert maximiert: Körper, Bildung, Verdienst, Status (Handtasche, Auto, Wohnung) etc. Ich habe deshalb eine Liste und mindestens 90 % dieser Punkte muss mein Traumpartner erfüllen. Reif/Gesund: Ich hätte gerne eine liebevolle Beziehung, in der jeder gleich-berechtigt seinen Platz hat und wir eine schöne Zeit zusammen verbringen, geben und nehmen, aber auch freundlich Grenzen setzen.
Dating-Profil – Unreif: Alte Fotos; ein paar Jahre oder Pfunde weniger; Kinder oder Kinderwunsch wird nicht erwähnt, obwohl vorhanden; Hobbys und Interessen werden nach Werbe-Image aufgehübscht. Wenn jemand Tolles angebissen hat, rücke ich langsam mit der Wahrheit raus … Und: „Jemand Tolles“ meint Boulevard- und Werbeklischees. Reif/Gesund: Ich kenne mich, weiß, was mir wichtig ist und was für eine dauerhafte Beziehung von Bedeutung ist. Dazu erstelle ich ein möglichst genaues, humorvolles Profil von mir. Es gibt Dinge, die wichtig sind (Werte, Lebensgewohnheiten, Respekt, gesundes Nähe-Distanz-Empfinden) und Dinge, die nicht so wichtig sind (gleiche Hobbys und Interessen).
Verliebt sein – Unreif: So wird es immer bleiben, so soll es immer bleiben, am besten heiraten wir morgen, dann haben wir das Glück vertraglich verpflichtet. Reif/Gesund: Ich genieße diese Zeit, weiß aber, dass ich den anderen nicht realistisch wahrnehmen kann (hormonelle Verblendung). Ich stehe neben mir und versuche, mir für die Zukunft diese rosarote Sicht auf den anderen ein Stück weit zu bewahren. Es wird sich schon alles finden.
Absagen/Abmelden – Unreif: Meldet sich einfach nicht mehr. Oder: reagiert auf eine Absage beleidigend. Oder: Hat sich verliebt und bleibt trotzdem angemeldet – „man weiß ja nie“. Reif/Gesund: Bedankt sich höflich für den netten Kontakt (das Treffen) und sagt freundlich, dass es doch nicht so gut passt. Oder: Hat sich verliebt und lässt sich auf diesen Menschen ein. Löscht das Profil/meldet sich ab.
Dating- und Beziehungsmythen
Ebenfalls entscheidend ist der kulturelle Kontext unserer Erziehung. Oft werden kommerzielle Idealbilder oder Binsenweisheiten älterer Generationen unreflektiert weitergegeben, verquer an die neuen Zeiten angepasst – und schaffen Leid statt Hilfe. Zwei Beispiele:
Willst du gelten, mach sich selten: „Wer damit erfolgreich ist, zieht Menschen mit einer Nähe-Distanz-Störung an, denn wer erst zurückgewiesen werden muss, um Interesse zu haben, der kann schöne, gesunde Liebe nicht ertragen“, so Dr. Ohana. Oder: Je mehr ich date, desto eher finde ich den perfekten Partner. Dr. Ohana: „Werbebilder suggerieren uns, dass es normal sei, dass Beste zu wollen. Doch der tollste Partner ist auf Dauer nicht der attraktivste, sondern der, der zu uns hält, auch wenn es uns schlecht geht.“
„Gesunde Liebe ist ein dünner Mittelweg in der Erziehung, den einige Menschen nicht erfahren haben und daher nicht weitergeben können. Doch: Wir können das selbst ändern. Wir können uns die gelernten Liebesmuster bewusstmachen und mit ‚korrigierenden Erfahrungen‘ nachhaltig verändern“, sagt LoveScout24-Beziehungsexpertin Dr. Katharina Ohana. „Die Reife unserer Erwartungen ist der Schlüssel zum Glück.“
* Quelle: LoveScout24/GfK Befragte: 1.000 Deutsche ab 14 Jahren. Befragungzeitraum: 09. bis 16.06.2017.
Dr. Katharina Ohana hat über dieses Thema im Rahmen eines Pressetermins am 13.7.2017 in München gesprochen. Die komplette Pressemappe mit weiteren Dating- und Beziehungsmythen, der Studie und Verhaltensbeispielen (unreif/gesund) finden Sie unter www.lovescout24.de/presse
Über LoveScout24
LoveScout24 ist ein deutsches Datingportal, bei dem sich bereits über eine Millionen Erfolgspaare kennengelernt haben. Als Innovationstreiber ist LoveScout24 im Web, mobil, auf dem Tablet und auf der Smartwatch verfügbar. Der Service hat sich nachhaltig als glaubwürdige Marke im Online-Dating-Markt etabliert, verbunden mit der konsequenten Verpflichtung zu Integrität und Seriosität. 2016 schnitt das Datingportal als Testsieger bei Stiftung Warentest mit einer Note von 1,8 als bester getesteter Service ab.