Expertinnen-Tipp
LoveScout24-Beziehungsexpertin Dr. Katharina Ohana erklärt das Traumpaar-Phänomen und was es mit uns macht
München, 7. Mai 2019 – Mit dem schönen Prinzen, der seine Liebste auf Händen trägt, fing in der Gute-Nacht-Geschichte alles an, mit Pretty Woman ging es weiter. Heute heißen diese Paare #couplegoals: „Diese auf Instagram und Co. inszenierten Rollenvorbilder der perfekten Liebe haben mit der Realität jedoch wenig zu tun“, weiß LoveScout24-Beziehungsexpertin Dr. Katharina Ohana. Die Rede ist nicht von schönen Momentaufnahmen zu zweit, die man online mit seinen Freunden teilen möchte, sondern von der mit einem Hashtag versehenen Inszenierung, wie eine Beziehung zu sein hat. Die Entwicklung ist bemerkenswert: 2016 gab es auf Instagram 5 Millionen #couplegoals, heute sind es fast 14 Millionen. Längst haben sich Untergruppen wie #fitnesscouple dazu gesellt. Was es mit diesem Trend auf sich hat und warum er bei der Partnersuche mehr schadet als hilft, verrät die Tiefenpsychologin:
Wahres Glück ist nicht perfekt
„Wir leben in einer Kultur, in der uns ständig vermittelt wird, dass wir durch äußere Perfektion innerlich glücklich würden“, erklärt Dr. Katharina Ohana dieses Phänomen. „Wir Menschen empfinden zwar von Natur aus Ästhetik als etwas Erstrebenswertes, doch ein Leben in perfekten Posen ist ein völlig leeres Leben. Denn letztlich zielt all unser Suchen auf tiefe Bindung – gerade auch für schlechte Zeiten, wenn wir nicht perfekt sind.“
Das echte Leben genießen – so klappt’s
Wer sich von Inszenierungen à la #couplegoals unter Druck gesetzt fühlt, dem rät die Beziehungsexpertin, eine Social-Media-Pause einzulegen und die eigenen Ansprüche ehrlich zu hinterfragen. Denn: „Wenn man diese Bilder bei der Partnersuche als Benchmark im Kopf hat, ist das Scheitern vorprogrammiert“, so Dr. Ohana. Und man fühlt sich gleich doppelt schlecht: Erstens, weil man diese Hochglanz-Liebe nicht finden wird und zweitens, weil man denkt, die anderen haben sie – nur ich nicht. „Wenn wir uns aber auf das besinnen, was in einer Beziehung wirklich zählt – Vertrauen, Ehrlichkeit und Interesse am anderen – können wir einen Partner finden, mit dem echte Nähe und damit reales Glück möglich ist.
Perfektionismus ist Kompensation
Um dieses Phänomen zu verstehen, muss man hinter die Kulissen blicken: Zu wenig gesunde Liebe in der Kindheit, das Gefühl, nicht gut genug zu sein, führt häufig zu dem Wunsch, in einer Partnerschaft nun endlich all das zu bekommen, was uns das Leben bisher verwehrt hat. Dr. Katharina Ohana: „Bei sehr jungen Erwachsenen sind große Erwartungen noch normal, man sucht seinen guten Platz im Leben. Doch je älter wir werden und je erfahrener, desto wichtiger werden Beziehungen, in denen auch unsere Fehler und Eigenarten respektiert werden – und umgekehrt.“ Perfektion gaukelt uns vor, das Leben unter Kontrolle zu haben. Doch das Gegenteil ist der Fall. „Gegen diese völlige Fremdbestimmung kann man nur reale Ziele stellen: Eine Zufriedenheit mit kleinen Alltäglichkeiten, die man ohne Foto ganz privat in diesem Lebensmoment genießt – und die dadurch die höchste eigene Anerkennung bekommen.“
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